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Eine Prämie für´s Nichtkaputtmachen

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Mit einem sauber recherchierten Beitrag und einigen sehr interessanten Informationen wartet Focus Money unter dem Titel Endlich lohnt sich Leistung (Link) auf. Der Autor steigt ein mit einer Erfolgsgeschichte:

Unfallfreies Fahren zahlt sich für die rund 80 Mitarbeiterinnen der häuslichen Kranken- und Seniorenpflege Rehbein in Wiesbaden aus. Wer die Pflegetouren ohne Kratzer und Beulen absolviert, erhält am Monatsende zusätzlich zum fixen Gehalt einen Benzingutschein von 40 Euro, Teilzeitkräfte sind mit 20 Euro dabei. [...] Die Schadensquote liegt heute bei 50 Prozent. Vor Einführung des Systems betrug sie 250 Prozent.

In der Praxis der Beratung im Bereich variabler Anreizsysteme sind solch enorm wirkende Effekte an der Tagesordnung. Vom externen Berater erwartet der Mandant Verbesserungen in Höhe von zwei-, drei- und vierstelligen Prozentpunkten, um einen vorzeigbaren ROI zu erzielen. Erfolgsgeschichten wie diese, bei der es um die Vermeidung von Schäden an Firmenfahrzeugen ging, sind bei der Einführung von solch speziellen und scharf ausgerichteten variablen Vergütungssystemen eher die Regel als die Ausnahme.

Von Variable Vergütung

Nachvollziehbar ist auch, dass sich ein hierauf ausgerichtetes variables Vergütungssystem sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeiter rechnet: Der Arbeitgeber senkt die KFZ-Kosten um den Teil für vermeidbare Schäden, die Mitarbeiter erhalten dafür bis zu 480 Euro netto p. a. zusätzlich. Ein Grundgedanke übrigens, den wir nahezu standardmäßig bei der Gestaltung von variablen Vergütungssystemen für Fahrpersonal berücksichtigen.

Leistungsgerechte Bezahlung für Fahrpersonal

Aber dies muss intelligent eingebaut werden. Den Erfolg des Pflegebetriebs sehe ich mit gemischten Gefühlen. Müssen wir wirklich ein Entgelt dafür zusätzlich auszahlen, damit wenigstens die vermeidbaren Schäden an den Fahrzeugen unterbleiben? Können wir tolerieren, dass fahrlässiges oder vorsätzliches Fehlverhalten von Mitarbeitern erst dann unterbleibt, wenn man dafür einen Geldbetrag extra locker macht?

Ich vertrete fest den Standpunkt, dass das Unterlassen von Schädigungen anderer bitteschön eine Selbstverständlichkeit unter zivilisierten Menschen ist. Erst Recht das dem Arbeitnehmer überlassenen Eigentum des Arbeitgebers. Zudem sind solche Selbstverständlichkeiten durch den Erhalt des Arbeitsplatzes und das hiermit verbundene Festgehalt ausreichend incentiviert.

Leistungsabhängige Vergütung für´s Nichtkaputtmachen

Ich werde keinem Mandanten raten, ein zusätzliches Entgelt on top dafür auszuschütten, dass Verhaltensweisen wie die folgenden unterbleiben:
- Verursachen von unnötigen Kosten
- Schädigen und Zerstören von Material und Geschäftsausstattung
- geschäftsschädigend unfreundliches Verhalten gegenüber Kunden
- Diebstähle und andere dolose Handlungen
- Vandalismus in Umkleiden, Toiletten und anderen Sozialräumen
- „krank feiern“
- usf.

Das hat aus meiner Sicht mit erfolgs- oder leistungsabhängiger Vergütung im Sinne einer Win-Win-Situation nichts und wieder nichts zu tun. Wer es dennoch tut, um die Ergebnisse zu realisieren, läuft Gefahr, am Ende für jedes Nicht-Fehlverhalten eine weitere Prämie springen lassen zu müssen.

Anreize ohne Vergütung on top

Aber ich biete eine Lösung und empfehle für derartige Verhaltensziele eine intelligente Kombination mit einer wirklich erfolgs- oder leistungsabhängigen Vergütung. Die einfachste Form einer solchen Kombination ist die so genannte Wenn-Dann-Verknüpfung. Ich beschreibe sie kurz:

Zunächst wird die Höhe der auszuzahlenden Vergütung, der Kern des Systems, an einen wirklichen Zugewinn oder an eine Leistungssteigerung geknüpft. Das könnte im Beispiel die Qualität der Pflege sein, die Zufriedenheit der Kunden oder die erledigten Pflegetätigkeiten pro Tag. Vor dem Erhalt der Vergütung für derartige Leistungen stehen aber bestimmte Voraussetzungen, die „Wenns“. Das kann Beulenfreiheit sein, aber auch andere Verhaltensweisen, die in den Bereich der Selbstverständlichkeiten fallen.

Typische Wenns sind Sauberkeit am Arbeitsplatz, Ordnung, gepflegtes Auftreten oder Kundenzufriedenheit. Im Vertrieb kann hierunter das Erstellen von Besuchsberichten fallen, in der Fertigung geringer Ausschuss, bei Azubis das rechtzeitige Abgeben der Berichtshefte oder – allgemein - ausreichend geringe Fehlzeiten.

Die Funktionsweise der Wenn-Dann-Verknüpfung ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Nur wenn die Wenns erfüllt werden, besteht die Chance, durch Leistung an die variable Vergütung zu kommen.

Wenn Beule, dann entfällt die variable Vergütung.

Das Resultat ist ein Doppel-Effekt, denn dann werden die Wenns in höchstem Maße beachtet. Das ist doch klar: Seine durch Leistung erzielte Vergütung will niemand wegen einer Beule am Firmenwagen gefährden. Somit vermeiden wir mit der Kombination zum einen, für als selbstverständlich anzusehende Verhaltensweisen Zusatzentgelte ausschütten zu müssen. Zum anderen realisieren wir ein weiteres Plus: Wir geben den Mitarbeitern unserer Mandanten zugleich Anreize für ergebniswirksame Leistungssteigerungen.

Link:
- Focus Money Beitrag

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